Freitag, 26. bis Sonntag, 28. Januar 2018.
Wenn der Berner Bär und der Zürileu unter einer gemeinsamen Eisdecke stecken.
Die Hotelbar in Celerina war schon halb gefüllt als sich die ersten Taucher unter die Gäste mischten. Nachdem die 22 Teilnehmer von Tauchsport Käser Bern und Zürich versammelt waren, konnte der erste Toast auf ein vielversprechendes Wochenende ausgesprochen werden. Das Abendessen bot viel Gelegenheit sich gegenseitig zu beschnuppern (Zürcher Berner und umgekehrt). Ebenfalls beschnuppert wurden Pizzocheri, Hausgemachte Pasta, Hirschpfeffer, Polenta und Hamburger. Danach liessen wir uns warm und wohlig ins Bett des Massenschlags plumpsen.
Nach einem reichlichen Frühstück am Samstag ging es nach Plaun da Lej zum Parkplatz Alp Murtaröl. Das Schweizer Fernsehen war bereits mit einem kleinen Team an einem Eis-Loch und drehte für eine DOK-Serie eine Filmsequenz mit anderen Eistauchern. Gegen halb 11 durften wir ebenfalls hinein ins Abenteuer. Für viele war es der erste Sprung ins Eiswasser. Für viele auch ein Sprung ins Unbekannte. Wie werde ich unter dem Wasser auf das Eis reagieren? Werde ich mich wohl fühlen? Sitzen die Unterwassersignale, die man über das Sicherheitsseil nach oben leitet? Das Team von TSK tat hier eine wunderbar ruhige Arbeit und Urs Grigoli, langjähriger Ausbildner der Seepolizei Graubünden, konnte mit seiner erfahrenen Art vielen die Aufregung nehmen. Und dann ging’s endlich durch die Schnee- und Eisschicht hinab in den schnapsklaren See, indem mein Buddy Marianne und ich durch Karabiner am Sicherheitsseil befestig waren und so mit unserem Seilführer Malcom an der Oberfläche verbunden blieben. Unter Wasser war die Nervosität wie weggeflogen, die Neugier, das Wasser unter dem Eis zu erkunden, wuchs mit jeder Minute. Der Blick nach oben an die Decke war einfach wundervoll. Das Einstiegsloch wurde von unten gesehen zum riesigen Oberlicht, die Lichtstrahlen flackerten wie in einer Säule vereinzelt hinein. Rund ums Loch war alles dunkel – das heisst, fast: Wenn nicht viel Schnee auf dem Eis lag, schimmerte etwas Sonne fein durchs Eis, wie Sterne hinter Wolken. Oben an der Eisplatte entdeckten wir viele Luftblasen, die sich an der Unterseite versammelt hatten und wie umgekehrte Pfützen an der Eisdecke klebten. Ich hätte stundenlang dort unten bleiben können. Zurück an der Luft wechselten wir uns ab mit der Leinenführung, jeder durfte einmal, während unter der Eisplatte Kopfstände geübt wurden. Abends im Restaurant widmeten wir uns nach dem Tag an der frischen Luft dann wieder der Wärmezufuhr. Crema Catalan und Apfelstrudel lassen grüssen.
Am nächsten Morgen zurück bei den beiden Eislöchern, hiess es erst einmal wieder Eis aufpickeln. Wie ein dreieckiges Fenster im Schneeboden hatte die Kälte über Nacht den See mit einer rund vier Zentimeter dicken Eisschicht wieder zugeschlossen. So wurden erneut Seile verlegt, Palstecke geknotet und Karabiner eingeklinkt. Es konnte losgehen. Noch ein letztes Mal. Das Wasser war zwar etwas trüber als am Vortag, die Tauchgänge aber nicht minder eindrücklich. Es bleiben nicht nur viele neue Begegnungen mit lieb gewonnenen Leuten, sondern auch einmal mehr die Erkenntnis, wer über seinen Schatten springt und sich von Zeit zu Zeit selber ins kalte Wassers schubst, wird reich belohnt. Danke für alles!
Bericht: Madlaina Lippuner
Fotos: Jrene Fuchs
Kommentare von Manu